Herkunft & Leben
Der Schweizer Reformator war nicht ohne Fehler; trotzdem brachte er die Reformation furchtlos in die Schweiz.
Ulrich Zwingli wurde am 1. Januar 1484 in Wildhaus in der Schweiz geboren. Einer seiner Onkel war Priester. Da sein Vater hoffte, Ulrich würde auch Priester werden, sandte er Zwingli zu seinem Onkel. Dieser studierte bereits die Bibel und ihre Lehren. So begann auch Zwingli schon früh in seinem Leben mit dem Studium der Bibel und der altgriechischen Sprache.
In Basel und Bern ging Zwingli zur Schule. Die Schule in Bern vertrat die Bildungsauffassungen der Renaissance. Die dort angebotenen Kurse absolvierte er erfolgreich und entwickelte sich zu einem großen Gelehrten und Redner. Im Jahr 1504 empfing er sein Bakkalaureat, zwei Jahre später wurde er Magister. Zwingli bewunderte Luther und Erasmus sehr, erkannte jedoch auch ihre Fehler.
Reformationseinfluss
Sein Studium der Bibel überzeugte ihn bald davon, dass es der Glaube an Jesus Christus ist, durch den ein Mensch gerettet wird. Diese für ihn neue Erkenntnis gab er schon bald seinen Anhängern weiter. Zwingli verbreitete die Meinung, es sei sehr wichtig, dass das Gemeinschaftsleben auf biblischen Werten beruhe. Er hatte nicht vor, sich von der römisch-katholischen Kirche zu trennen, als er begann, ihre Fehler aufzuzeigen. Er erkannte die unbiblischen Lehren, den Moralverfall und die Verdorbenheit der Katholischen Kirche und glaubte, die Kirche beschäftige sich mit Geldverdienen und nutzlosen theologischen Diskussionen. Unter der Geistlichkeit fanden sich nur niedrige intellektuelle Werte und geringe moralische Ideale. Zwingli war empört. Er beschloss, mit neuem Eifer die Lehren der Bibel zu verkündigen. In seinen Schriftstücken deckte er die Fehlerhaftigkeit der Kirche und ihrer Lehren gnadenlos auf. Er glaubte, die Leitung des Heiligen Geistes mache Priester und Papst überflüssig.
Trotz seiner Kritik an der Kirche behielt Zwingli noch für viele Jahre seine Stellung beim Papst. Er empfing ein jährliches Entgelt vom Papst, von dem er sich Bücher kaufte. Zwingli arbeitete an einem politischen Bündnis, das den Nachfolgern Christi eine gewisse Sicherheit bieten sollte. Der Kaiser und viele Schweizer Kantone waren der katholischen Kirche wohlgesonnen. Neue Ideen gefielen ihnen nicht. Die Kirche bekämpfte alle, die von ihren Lehren abwichen. Zwingli und seine Anhänger mussten diesen und anderen Mächten die Stirn bieten. In seiner Vorstellung war die Reformation nur durch politische Bündnisse auf sicheren Boden zu bringen.
Zwingli bemühte sich sehr, die Geistlichkeit auszubilden. 1525 eröffnete er ein theologisches Seminar. Leider kompromittierte er seine eigenen Werte. Die Freiheit eines Menschen, seinen eigenen geistlichen Weg einzuschlagen, wollte er anderen nicht zugestehen und verfolgte Menschen, die sich seinen Ansichten nicht fügten, so wie es auch die katholische Kirche getan hatte.
In Zürich wurde Zwingli Ketzerei vorgeworfen. Er berief sich auf den Stadtrat, der entschied, Zwingli sei nicht als Ketzer einzuordnen. Das bedeutete andererseits, dass der Stadtrat ihn nun unterstützen musste. Wollte Zwingli eine Reform einführen, so legte er den Fall dem Stadtrat vor. Waren sich dessen Mitglieder mit ihm einig, so stimmten sie für die Reform. 1520 gewährte der Stadtrat ihm volle Redefreiheit zur Verkündigung des Evangeliums. Im Jahr 1523 wurden Zwinglis Ansichten und Lehren zur öffentlichen Religion Zürichs.
Zwischen 1523 und 1525 verbreitete sich die Reformation in der ganzen Schweiz. Zwingli hatte sich gänzlich vom Papsttum getrennt. Im April 1525 wurde der gesamte katholische Gottesdienst einschließlich der Messe in Zürich aufgehoben. Zwingli ordnete sogar die Absetzung des Chors und der Instrumentalmusik an, da die Liedtexte und Musik an die katholische Kirche erinnerten.
Gegen Ende seines Lebens wurde Zwingli in einen Bürgerkrieg verwickelt. Er versuchte, die katholischen Kantone zu zwingen, Verkündiger seiner Lehren in ihre Gebiete kommen zu lassen. Als seine Bitte abgelehnt wurde, schränkte der Züricher Stadtrat die Nahrungsmittelversorgung der betreffenden Kantone ein – die Handelsrouten führten über Zürich. So hofften sie, die Katholiken zur Annahme der Lehren Zwinglis zu zwingen. Doch das nahmen die betroffenen Kantone nicht einfach hin, und es brach Krieg aus. Als Kaplan der Züricher Streitkräfte begleitete Zwingli die Truppen. Am 11. Oktober 1531 starb er auf dem Schlachtfeld zu Kappel. Seine Feinde fanden seinen Körper, denn die Züricher Truppen hatten sich zurückgezogen. Obwohl er bereits tot war, erhielt er die Strafe eines Verräters – sein Körper wurde von einem amtlichen Henker gevierteilt und anschließend verbrannt.
Durch Zwinglis Tod erlitt sein Werk einen schweren Rückschlag. Sein Vermächtnis liegt in seinen furchtlosen Angriffen gegen die Verdorbenheit der Kirche.
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