* 1320 | † 1384

John Wyclif


Herkunft & Leben

John Wyclif war der früheste unter den berühmten Reformatoren. Er lebte ungefähr von 1320 – 1384 in sehr schwierigen Zeiten. Der Hundertjährige Krieg, der Schwarze Tod, der Bauernaufstand, das Exil des Papsttums im französischen Avignon – all dies geschah zu seiner Lebenszeit.

Wyclif wurde in einer frommen katholischen Familie in Nordengland geboren. Er besuchte die Oxford-Universität, wo er einen Doktor der Theologie erhielt und Theologieprofessor wurde. Wegen seines Eifers für die Bibel wurde er bekannt als „der Evangeliums-Doktor“. Er war Kaplan des Königs und Berater des Parlaments.

Er fertigte zwei Bibelübersetzungen an, und einige sagen, dass dies England mehr Freiheit schenkte als jeder Krieg. Sein Schreibstil war sehr kompliziert und niemals witzig. Sein Charakter war ernst und vernünftig. Er schien nie wirklich gesund zu sein, sah oft krank oder ausgemergelt aus. Jedoch war er gastfreundlich, angenehm, energisch und willensstark. Er führte sein Leben ganz für das Wort Gottes.

Reformationseinfluss

Wyclifs politisches Wirken begann mit einem Zusammenstoß mit der katholischen Kirche. Jene verlangte, England solle seine „Schulden“ begleichen und rückwirkend Steuern zahlen für die Zeit, seit König John erstmals den Papst als Herrn über England anerkannt hatte. Wyclif war damit nicht einverstanden und überzeugte das Parlament, sich gegen das Papsttum zu stellen. Er gewann dadurch sowohl Freunde als auch Feinde. Bald darauf schlug Wyclif vor, den Metallexport nach Rom zu unterbinden. Er setzte sich ebenso dafür ein, dass die katholische Kirche eine der Regierung untergeordnete Rolle innehatte.

Wyclif glaubte, dass der Anspruch des Papstes, Herrscher über jede Nation zu sein, nicht biblisch sei. Er glaubte ebenso, dass Reichtum und Macht in der Kirche böse Folgen hätten. Er behauptete, dass wahrer Glaube in der Beziehung des Menschen zu Gott bestehe – ohne Einmischung eines Priesters. Die Wesensverwandlung („Transsubstantiation“) von Brot und Wein zu Christi Leib und Blut beim Abendmahl nannte er Häresie. Er lehnte Pilgerreisen wie auch die Verehrung von Heiligen und Reliquien ab.

Als Wyclifs Opposition gegen die Kirche begann, die Menschen zu beeinflussen, versuchte der päpstliche Stuhl, ihn zum Schweigen zu bringen. Wyclif hatte jedoch eine hohe Position in Gesellschaft und Politik inne; dies machte es dem Papsttum schwer, ihm Einhalt zu gebieten.

John Wyclif wurde zweimal vor Gericht gestellt. Aber da er immer noch hoch geschätzt wurde, konnte ihm dies nichts anhaben. Unter Druck gesetzt, entließ ihn die Oxford-Universität im Jahr 1382. Am 28. Dezember 1384 erlitt Wyclif einen Schlaganfall. Er verstarb an Silvester desselben Jahres.

Dem Papsttum war es nicht möglich gewesen, Wyclif zu Lebzeiten als Ketzer zu exkommunizieren. Jedoch beschloss das Konzil von Konstanz 1415, Wyclifs Überreste ausgraben und verbrennen zu lassen. Dies geschah letztlich 1428; die Asche wurde in den Fluss Swift gestreut.

Als Reformator hatte Wyclif großen Einfluss und Ansehen genossen. Er war eine der bedeutendsten religiösen Figuren Englands. Seine wohl bedeutendsten Verdienste waren die Inspiration zu einer religiösen Erweckung und die erste englische Bibelübersetzung.

* 1497 | † 1560
Philipp Melanchthon
* 1519 | † 1572
Gaspard de Coligny
* 1379 | † 1416
Hieronymus von Prag