Geschichte

Reformation – auf einen Blick


Als Beginn der Reformation gilt das Jahr 1517, als Martin Luther 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlägt und damit gegen den päpstlichen Ablasshandel protestiert, wo Menschen sich gegen Geld angeblich Sündenvergebung erkaufen können. Die Unzufriedenheit des Volkes gegenüber der Kirche ist groß. Luthers mutige, biblisch begründete Thesen verbreiten sich in Windeseile nicht nur in Deutschland, sondern innerhalb weniger Wochen sogar in der ganzen Christenheit. Der Buchdruck mit beweglichen Lettern beschleunigt die Verbreitung von Luthers Schriften. Immer mehr deutsche Landesfürsten stellen sich hinter Luther und damit gegen Papst und Kirche.

1518 vertieft Luther in weiteren Schriften seine Thesen. Im selben Jahr wird gegen ihn der Ketzerprozess eröffnet; er und seine Anhänger werden von der katholischen Kirche verfolgt. Die Wartburg bei Eisenach bietet Martin Luther 1521 Schutz, wo er sich Junker Jörg nennt. Dort übersetzt er in zehn Wochen das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche. Einige Jahre später, 1534, wird die gesamte Bibel in deutscher Sprache veröffentlicht.

Nach Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen katholischen und protestantischen Fürsten (Schmalkaldischer Krieg / Fürstenaufstand) kommt es 1555 zum Augsburger Religionsfrieden, wonach jeder Landesherr frei die Konfession seines Gebietes bestimmen kann. Jedoch heißt dies nicht, dass jeder Christ die Möglichkeit hat, seinen Glauben selbst zu wählen; vielmehr müssen sie sich nach ihren Landesherren richten. Andersgläubige haben allerdings die Möglichkeit, in ein anderes Territorium auszuwandern.

Nicht nur in Deutschland entstehen Reformbewegungen. In der Schweiz vertreten Zwingli und Calvin ähnliche Lehren. Auch in England und Holland breitet sich die Reformation stark aus.

Die Grundlage für Luthers Reformen ist das reformatorische Prinzip Sola scriptura. Dies bedeutet, dass allein die Heilige Schrift von Gott inspiriert und Grundlage des christlichen Glaubens und Lebens ist. Damit verwirft Luther den Anspruch der katholischen Kirche, ihre Traditionen stünden gleichberechtigt neben der Bibel (und im Zweifelsfall sogar über ihr). Er kritisiert die zahlreichen unbiblischen Dogmen wie den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes oder die Sakramentenlehre. Luther fordert die Gläubigen auf, kirchliche Vorschriften nicht zu beachten, die allein auf Überlieferung beruhen.

Das Zentrum reformatorischer Überzeugungen ist die Rechtfertigungslehre. Danach erhalten Christen Vergebung und Gnade nicht durch eine Kirche oder menschliche Priester, sondern ausschließlich von Gott und Jesus Christus – dem „Lamm Gottes“. Die Hauptsache des christlichen Glaubens ist die Verkündigung des Evangeliums, der guten Nachricht von der Liebe Gottes, die dem Sünder vergibt und in Christus ein neues Leben schenkt.

Die wesentlichen Gedanken der Reformation sind in den fünf Soli (lat. „allein“) zusammengefasst:

  1. Sola scriptura
    Allein die Schrift
    ist der unfehlbare und zuverlässige Maßstab für jede Lehre und jede Praxis.
  2. Solus Christus
    Allein Christus
    ist Mittler zwischen Gott und Mensch und der Weg zum ewigen Leben. Durch seinen Tod am Kreuz hat er den Sünder freigekauft und schenkt ihm seine eigene Gerechtigkeit.
  3. Sola gratia
    Allein aus Gnade
    wird der Mensch gerechtfertigt und erlöst. Der natürliche Mensch ist geistlich „tot“ und darauf angewiesen, dass Gott ihn sucht und belebt. Erlösung ist vollständig ein Geschenk der Liebe Gottes an unwürdige Sünder.
  4. Sola fide
    Allein aus Glauben
    an Christus und seine Verdienste kann der Mensch das Heil erlangen. Gute Werke sind die Frucht wahren Glaubens und Beweis des göttlichen Wirkens am Herzen des Gläubigen, sind aber vor Gott ohne Verdienst.
  5. Soli Deo gloria
    Allein Gott sei die Ehre
    , Ruhm und Anbetung, denn Er ist der Anfänger und Vollender des großartigen Erlösungsplanes.