* 1497 | † 1560

Philipp Melanchthon


Herkunft & Leben

Philipp Schwartzerdt, später bekannt als Melanchthon, war einer der Gelehrten, die die Reformation unterstützten. Er spielte eine bedeutende Rolle im religiösen Leben und Ausbildungswesen des 16. Jahrhunderts. James Richard schreibt: [ecko_quote source=“James William Richard, Philipp Melanchthon, S. 17)“]Schon bevor er den Zenit seines Lebens erreicht hatte, wurde Melanchthon nicht nur Zeuge einer der mächtigsten Revolutionen der Kultur und einer der segensreichsten Reformationen der Religion, die die christliche Welt je kannte, sondern hatte auch bedeutenden Einfluss auf sie.[/ecko_quote]

Melanchthon wurde 1497 in Bretten, Deutschland, geboren. Sein Vater war ein Waffenschmied, der für die Qualität seiner Produkte bekannt war. Melanchthon wurde in eine berühmte Schule in Pforzheim geschickt. Hier lernte er Griechisch. Mit zwölf Jahren begann er an der Universität Heidelberg zu studieren. Nach zwei Jahren erhielt er den Bakkalaureus-Grad in den Freien Künsten. Er war damals 14 Jahre alt.

Wissbegierig bewarb er sich für ein Magisterstudium. Die Universität jedoch lehnte seine Bewerbung ab, weil er zu jung aussah. Daraufhin bewarb er sich an der Universität Tübingen. Hier erhielt er mit 17 Jahren einen Magistertitel. Außerdem erwarb er in der Universität Wittenberg einen Bakkalaureus-Abschluss in Theologie. Diesen Titel erhielt er 1519, ein Jahr, nachdem er dort seinen Posten als Professor für Griechisch angetreten hatte.

Als er an jener Universität ankam, herrschte dort die Sorge, dass Melanchthon nicht gut genug für den Posten sein würde. Er war ihnen als klein, unbedeutend, zerbrechlich und merkwürdig beschrieben worden. Jedoch vertrieb seine Einführungsrede als Griechisch-Professor alle Sorgen. Luther schrieb an seinen Freund Spalatin Folgendes über Melanchthon: „Wir änderten schnell die Meinung, die wir uns bei der ersten Begegnung von ihm gemacht hatten.“

Melanchthons Bekanntheitsgrad stieg. Menschen kamen von überall her, um seinen Vorlesungen beizuwohnen. Er war bekannt als ein freundlicher, großzügiger, bedachter und ruhiger Mann. Die Studentenzahlen der Universität wuchsen ebenso wie sein guter Ruf. Als er seinen Posten antrat, hatte die Universität nur etwa 120 Studenten. Zwei Jahre später besuchten 600 Studenten seine Kurse. Es heißt, einige seiner Vorlesungen hätten bis zu 2000 Teilnehmer gehabt. Melanchthon gilt als Europas größter Linguist sowie Deutschlands bester Lehrer und Gelehrter. Er wollte einfach alles wissen. Er war begierig, jedes Wissensgebiet zu meistern. Dennoch nannte er die Theologie die „Krone der Wissenschaften“.

Reformationseinfluss

Melanchthon arbeitete gemeinsam mit Luther in Wittenberg. Zwischen den beiden entstand eine Vater-Sohn-Beziehung. Seine festen Überzeugungen und sein starker Charakter hatten oft Einfluss auf Luthers Meinung. Melanchthon hielt unerschütterlich an dem Glauben fest, dass die Bibel, nicht das Papsttum, die geistliche Leitung des Menschen sein sollte. Er war gegen viele Lehren der katholischen Kirche; er glaubte, dass das Brot und der Wein beim Abendmahl der ganzen Gemeinde gegeben werden sollten. Er sprach ebenso gegen das priesterliche Zölibat, die Messe und die Rechtfertigung durch Werke.

In der Anfangsphase der Reformation arbeitete Melanchthon unermüdlich daran, Literatur bereitzustellen. Manchmal begann sein Arbeitstag um zwei Uhr in der Früh. Er war Mitarbeiter an Luthers erster Ausgabe des Neuen Testaments. Einer der bedeutendsten Beiträge Melanchthons zur Reformation war das Augsburger Bekenntnis. Es wurde vor Kaiser Karl V. als Glaubensbekenntnis der deutschen Protestantenverlesen und war von mindestens fünf deutschen Fürsten sowie den Regierenden der Städte Nürnberg und Reutlingen unterzeichnet. Angeblich hat der Kaiser ausgerufen: „Würde doch solche Lehre in der ganzen Welt gepredigt!“

Herzog Wilhelm von Bayern sagte: „Also sind die Lutheraner in der Schrift und wir Katholiken daneben.“ (James William Richard, Philipp Melanchthon, S. 202f.)

Im ursprünglichen Entwurf des Augsburger Bekenntnisses erwähnte Melanchthon, dass die katholische Kirche für sich die Macht beanspruchte, Zeremonien, Fastentage und Feiertage einzusetzen. Er wies auch darauf hin, dass sich die Kirche angemaßt hatte, den Sabbat in den Sonntag umzuändern.

Ab 1541 stellte die katholische Kirche fest, dass Deutschland außerhalb ihres Machtbereiches lag. Jedoch entstanden weiter Konflikte aufgrund der Feindschaft zwischen den deutschen Protestanten und dem Papsttum. Melanchthon stand Luther in all diesen Auseinandersetzungen, die eine Zerreißprobe für die deutschen Protestanten darstellten, treu zur Seite. Nach Luthers Tod übernahm Melanchthon die Führung der protestantischen Bewegung.

Melanchthon hatte großen Einfluss auf die Bildungsentwicklung in Deutschland. Er half, Schulen zu gründen, und schrieb Schulbücher. Er wurde „der Gründer des protestantischen Schulsystems in Deutschland“ und „der Lehrer Deutschlands“ genannt.

Melanchthons Körper wurde immer schwächer. Im Frühling des Jahres 1560 erkältete er sich und verstarb er am 19. April desselben Jahres an den Folgen. Ein Bediensteter fragte ihn, als sein Tod sich näherte, ob er noch irgendetwas wünsche. Er antwortete: „Nichts – nur den Himmel!“ Melanchthons sterbliche Überreste liegen heute neben Luthers in der Schlosskirche zu Wittenberg.

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